Donnerstag | 29.10.2020 | 19:00 Uhr
Prof. Dr. Christian Wild, Bremen

Korallenriffe in der Krise – Was geht uns das in Bremen an und was können wir tun?

Haus der Wissenschaft, Olbers-Saal
Übersee-Museum, Universität Bremen

Prof. Dr. Christian Wild ist Professor für Marine Ökologie an der Universität Bremen. Er arbeitete als Berater für Korallenriffthemen für die UNESCO in Paris und als Nachwuchsgruppenleiter an der LMU München. Seine Forschung zur Rolle von Korallenrifforganismen als sogenannte Ökosystemingenieure wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. durch den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG und die Otto-Hahn- Medaille der MPG. Christian Wild ist Vorsitzender der 14. Weltkorallenriffkonferenz, die im Juli 2022 in Bremen stattfindet, und die er zum ersten Mal in der 50-jährigen Geschichte dieser Konferenz nach Europa holen konnte.

Korallenriffe sind einzigartige Lebensräume im Meer. Diese Ökosysteme beherbergen eine enorme Vielfalt an pflanzlichen und tierischen Lebewesen und werden daher auch als Regenwälder der Meere bezeichnet. Gleichzeitig liegen Korallenriffe wie »Oasen in der Wüste« in den nährstoffärmsten Meeresgebieten unseres Planeten, sind aber trotzdem extrem produktiv.
Dieses sogenannte Darwinsche Riff-Paradoxon ist bis heute nicht vollständig geklärt, aber viele Wissenschaftler, auch in Bremen, arbeiten daran. Leider ist die Situation nun aber so, dass sich unsere Korallenriffe in einer globalen Krise befinden. Das liegt vor allem daran, dass Steinkorallen als die Ingenieure von Riffen besonders durch die Meereserwärmung und die Meeresansäuerung als die beiden Hauptkonsequenzen der globalen Klimaveränderung betroffen sind. Dazu kommen Faktoren wie die Überfischung und die Überdüngung, die Korallen schwächen und Algen im direkten Wettbewerb stärken. Das Resultat sind Riffe, die sich in einer in der Erdgeschichte einmaligen Geschwindigkeit verändern: von klassischen Riffen voller unterschiedlicher Steinkorallen mit unterschiedlichen Wuchsformen zu eintönigen Geröllfeldern mit dichtem Algenüberwuchs. Mehr als die Hälfte aller unserer Riffe zeigt inzwischen solche oder ähnliche Veränderungen.