Der Muristan in Jerusalem - der Geschichte der Heiligen Stadt auf der Spur
Die Grabeskirche und der Tempelberg bilden die beiden Pole, zwischen denen sich die Stadt mit ihren Heiligtümern entwickelte, welche die wichtigsten Bauten der drei abrahamitischen Religionen darstellen. Vor der Grabeskirche liegt ein großes Areal, scheinbar ohne Vergangenheit, denn der dort befindliche Basar ist erst um 1900 entstanden und die ev. Erlöserkirche daneben stammt aus dem Jahr 1898, von Kaiser Wilhelm II. gestiftet; für Jerusalem sind das jüngste Daten von eher anekdotischer Bedeutung. Aber dieses Areal, romantisch »Muristan« (= Krankenhaus, pers.-arab.) genannt, entpuppt sich als wichtiges »Schaufenster« in die Geschichte der Stadt. Hier, wo es jahrhundertelang keine Bebauung bzw. nur Ruinen gab – eine Seltenheit in der dicht bebauten Altstadt –, war es möglich, der Stadtbaugeschichte nachzugehen. Eine der großen Fragen der Christen war seit Jahrhunderten und ist es bis heute: Markiert die Grabeskirche wirklich die Stellen von Martyrium und Grab Jesu? Die Antworten wurden eben im Muristan gesucht, und wie so oft: Die Antworten sind komplizierter als es die Fragen waren. Und manches Unerwartete zur Stadtbaugeschichte trat zutage, von dem frühen Jerusalem bis ins Mittelalter, als hier der Johanniterorden gegründet wurde.