Dienstag | 08.10.2024 | 19:00 Uhr
Dr. Tobias Skowronek, Bochum

Die Benin Bronzen und der Sklavenhandel – Was hatte Deutschland damit zu tun?

HdW, Olbers-Saal
Zusammen mit dem Übersee-Museum, dem Naturwissenschaftlichen Verein und der Historischen Gesellschaft

Die deutschen Territorien der frühen Neuzeit werden generell nicht mit dem transatlantischen Sklavenhandel in Verbindung gebracht. Dennoch zeigen neue interdisziplinär angelegte Studien, dass die Metallwaren, mit denen an der westafrikanischen Küste Sklaven erworben werden konnten, offenbar aus deutscher Produktion stammen. Die Metallwaren: Armreife, Stangen und Kessel wurden in Afrika auch als Rohmaterial für die Herstellung der Benin Bronzen verwendet, wo man sie noch heute geochemisch nachweisen kann. Dabei landeten die deutschen Metalle nicht über Umwege in Westafrika, sondern es gab von Anfang an eine großangelegte Versorgung der seefahrenden Nationen mit speziell auf den afrikanischen Markt zugeschnittenen Produkten. Welchen Einfluss diese Produktion auf die Entwicklung der deutschen Schwermetallindustrie hatte muss noch genauer untersucht werden.

Abbildung zeigt Dr. Tobias Skowronek

Dr. Tobias Skowronek studierte zunächst Geologie und Archäologie an der Ruhr-Universität Bochum und schloss das Studium im Jahr 2018 mit dem Master of Arts in Wirtschafts- und Rohstoffarchäologie am Institut für Archäologische Wissenschaften ab. Anschließend
wechselte er zurück in die Geowissenschaften, wo er 2021 mit einer Arbeit über die geochemische Charakterisierung von Metallbarren und Halbfabrikaten im globalen Metallhandel der Frühen Neuzeit promoviert wurde. Tobias Skowronek arbeitete danach als Rohstoffhändler für ThyssenKrupp Materials Trading bevor ihm 2022 ein Forschungsprojekt der Fritz Thyssen Stiftung bewilligt wurde, um die Kausalität zwischen Sklavenhandel und Industrialisierung zu untersuchen. Besonders die Publikation »German Brass for Benin Bronzes – Geochemical analysis insights into the early Atlantic trade«, die im April 2023 in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht wurde, erregte Aufmerksamkeit weit über die Fachgrenzen hinaus.